Glück

Glück ist wandelbar.

Unser Glücksgefühl ändert sich über die Jahre. Bei den meisten sieht die klassische Glücks- oder Zufriedenheitskurve etwa so aus: Als Kinder sind wir glücklich, freuen uns über ein paar Bonbons oder über einen Huckepack-Ritt auf der Schulter der Erwachsenen. Beim Größerwerden nimmt das Glücksgefühl dann ab. Wir kämpfen um unseren Platz und unsere Meinung, sind gekränkt, weil der erste Schwarm nichts von uns wissen will, fühlen uns unsicher, weil Beruf und Zukunft ein einziges großes Fragezeichen sind. Danach, zwischen 30 und 50, gehen wir unser Leben zwar am aktivsten an, inklusive Beruf, Partnerschaften und Familiengründung, tatsächlich aber empfinden viele, besonders Frauen, diese Phase als Dauerbelastung. "Das war Stress, aber schließlich müssen die Kinder versorgt werden. Da kann man nicht einfach mal die Flinte ins Korn werfen. Da musst du musst dich fragen, was du aushalten kannst", erzählte eine Bekannte bei ihrer silbernen Hochzeit. Die Verantwortung zwischen 30 und 50 ist groß, eine falsche Entscheidung gefährdet plötzlich mehr als die eigene Existenz. Und so lernen wir, dass einige unserer Ziele, eben nicht in Erfüllung gehen. In dieser Zeit haben wir dann auch unsere Zufriedenheitstiefpunkte. Der Autor Klaus Renggli antwortet auf die Frage:

Ist Glück ein Zufall?

Tatsächlich hat das Glück diesen Aspekt der Zufälligkeit, der Kurzlebigkeit und der Einmaligkeit. Und schon die alten Römer wussten, dass es kein vollkommenes Glück für uns Menschen gibt (Horaz). Aber trotzdem sind die Glückserwartungen ganz tief in unserer Seele verankert. Die Werbung nützt das schamlos aus. Sie verspricht das Glück nicht nur durch Ferien auf einer Trauminsel in der Karibik, sondern auch zu Hause, mit dem neuen Waschpulver. Selbst Sekten und Religionen, politische Parteien und Klubs werben mit dem Begriff Glück, versprechen es sogar auf ewige Zeiten. Die Erfahrung im Alltag weist eher darauf hin, dass Glück unerwartet kommt und nur von kurzer Dauer ist. Es ist eine Frage des Augenblicks. Eine einmalige Gelegenheit, ein Aufruf zur Entscheidung, den man verpassen kann. Wir können auf das Glück warten, und wenn es kommt sind wir nicht zu Hause. Wir leben von Illusionen und Vorstellungen, die mit der Wirklichkeit des Alltags nicht zu tun haben. Wenn wir diesem Gerede vom Glück in der Werbung glauben oder meinen, es falle uns einfach zu, wie ein reifer Apfel vom Baume, werden wir das Glück wohl nie wirklich finden. Wir erliegen in der heutigen materialistischen Welt allzu oft der Illusion, dass Glück eben nur möglich ist mit einem dicken Bankkonto. Wir verkürzen es auf die rein materielle Ebene, den Konsum, den Reichtum, den Genuss, den Besitz. Aber das allein kann das Glück nicht ausmachen. Wir spüren zutiefst, dass es mehr geben muss, als nur eine Menge “besitzen“. Wir wissen zu gut, wie schnell materielle Güter verloren gehen können. Unser Glück kennt neben dem Haben noch tiefere Dimensionen, die in den “Seins-Bereich“ gehören, in den Bereich der Innerlichkeit, eben dorthin, wo uns kein Dieb das Glück stehlen kann. siehe auch im Artikel/Glück: Traum oder Wirklichkeit
Der Dichter Eugen Roth reimt dazu:
Ein Mensch, entschlusslos und verträumt,
Hat wiederholt sein Glück versäumt.
Doch ist der Trost ihm einzuräumen:
Man kann sein Unglück auch versäumen.

Demnach ist es ein Glück, wenn man im Einklang mit sich selbst ist und Frieden im Innern findet. Glück bedeutet auch, dankbar zu sein für etwas, was einem widerfahren oder eben nicht widerfahren ist. Glück lässt sich weder kaufen noch herstellen. Aber wir können daran arbeiten. Es ist die Aufgabe, JA zu sagen zu uns selbst einverstanden zu sein mit dem, was ist. Der Schlüssel zum Glück Der Kern des Glücks: der/die sein zu wollen, der/die Du bist. Wovor Du wegläufst und wonach Du Dich sehnst, beides ist in Dir selber.